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Ina Helbig

Sigrid Nordmar-Bellebaum:
Regenkalligraphie

Gedichtzyklus mit Bildern von Ina Helbig
ISBN 978-3-89979-048-1;   13,- Euro

"Das Beste, was man vielleicht von einem Dichter sagen kann, ist, daß er lebt, was er schreibt. Nun, ich spreche von einer Dichterin, die mir den Eindruck vermittelt, daß ihre Verse weit über das oben Gesagte hinausgehen.
„Herznähe bringen“, heißt es bei ihr und jedes Gedicht ihres neuen Gedichtbandes „Regenkalligraphie“, der den Leser wie Wellen überzieht, spricht davon.
Mit seinen einzelnen Kapiteln „Im Tauperlenland“, „Angekommen sein“, „Dunkles Dreieck Gott“, „Wenn wir Hoffnung sind“ vermittelt er die Intensität, mit der die Dichterin zu Werke gegangen ist, mit der sie oft an der Grenze dessen, was ein Mensch ertragen kann, Klage und Ratlosigkeit als Frage formuliert, jemand, der auf der Suche nach Gott und seinen Antworten ist, aber niemals resigniert, weil er „ein Lächeln“ erkennt, „welches wortlos / silbenlos Worte sagt, eine Dichtung / erhaben in ihrer Armut“.
Sigrid Nordmar-Bellebaum hat ein nachdenkliches wie ernstes Buch geschrieben, dessen Bandbreite der Themen von den ganz privaten bis zu denen der Weltpolitik reicht und immer auch wieder bis zu dem einen: „Die Frage Gott / zwischen den Zähnen ein / eisernes Holz.“
Sie mischt sich ein mit eindeutiger Meinung zum Irakkrieg, zu Massenmorden in Algerien oder zu „Die Konzentrationslager, / die vergangenen, // die gegenwärtigen, / die totgeschwiegenen.“ Aber sie denkt auch an das eigene Leben und seine Unwägbarkeiten: „Besonders wenn Du / einen schwerkranken / Mann hast.“ Sie, von der ich denke, daß sie ihre Verse manchmal hinausschreit wie ein Stakkato: „Wir gehen im Tal / der Sterbenden. Täglich / gehen wir im Tal der Sterbenden,“ findet oft „bis auf die Knochen geprüft,“ wunderbare und einmalige Bilder für „Lebensdurchhaltemut“ und die Hoffnung, um „endlich den Tod // umzustimmen in ein Auferstehungsinstrument.“
Sie weiß: „Wir / die späten Einzelgänger, / dürfen nicht mitgerissen / in Klage vergehen.“
Immer findet die Dichterin die den Themen angemessene Sprache, wenn sie zum Beispiel resümiert: “Vielleicht / bescheidener geworden // demütiger auch / entschlossener das Leben irgendwie // hinzukriegen. Nicht nur / die Dichtung, die // heilige.“
Sie schreibt und lebt Poesie: „Leuchtend sind die Fenster // im Haus meiner Sprache“ oder „Ach, bleibt und schweigt / und atmet der Liebe / unsagbares Gewicht.“
Wie Psalmen klingen ihre Gedichte, wie Psalmen des Alltags, wie Psalmen des Gesagten und des Unsagbaren, die noch lange im Kopf und im Herzen nachklingen, ganz so wie vielleicht das schönste Gedicht des, von Ina Helbig kongenial bebilderten, Bandes: „Denn so / wird Ewigkeit / gemacht: // einfach, // in sterblichen Kleidern.“
Michael Starcke

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